16.06.2016, 11:41
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 16.06.2016, 17:08 von rob.
Bearbeitungsgrund: Tippfehler
)
Bevor wir uns jetzt darauf einigen, das alles prima war und wir nächstes Jahr am besten noch eine Schippe drauflegen, schreibe ich jetzt lieber doch noch mal was. (Mein Beitrag unter https://maybepuzzles.wordpress.com/2016/...ters-2016/ ist ja sicher schon Teil der Diskussion.)
Es tut mir schon Leid, hier zum "Unfrieden" beizutragen. Als Rätsel waren die Rätsel gewiss alle toll. Ich möchte ausdrücklich nicht die Autoren angreifen, die Meisterschaftszusammenstellung insgesamt aber schon.
Zunächst ist es natürlich unmöglich, die Meisterschaft gänzlich "unabhängig vom Ergebnis" zu bewerten. Ich versuche es, wie sicherlich alle anderen auch, trotzdem, zunächst aber eine Einordung meiner Erfahrung.
Ich habe den Eindruck, dass das bei mir im wesentlichen ähnlich war wie bei Christoph: Ich fand Runde 1 noch ganz ok, Runde 2 war dann schon Rätseln ohne Spaß obwohl das Ergebnis noch stimmte, und nach Runde 3 habe ich ernsthaft überlegt, mich ins Auto zu setzen.
Im Nachhinein betrachtet hätte mir der Nachmittag dann eigentlich ganz gut gefallen können, da war's halt irgendwie schon vorbei. Insofern wäre meine Bewertung wahrscheinlich milder ausgefallen, wenn z.B. Runde 2 mit der Portalrunde getauscht hätte.
So habe ich mich durch den Nachmittag geschleppt und war danach völlig fertig; ich behaupte, dass die Enttäuschung darüber, bei einem Wettbewerb, auf den ich mich sehr gefreut habe, keinen Spaß gehabt zu haben, einen größeren Anteil hatte, als die über das Ergebnis. Ich wäre lieber bei einem ausgewogenen Wettbewerb fünfter geworden als bei diesem vierter.
An dieser Stelle möchte ich noch um Entschuldigung dafür bitten, dass ich am Abend verschwunden bin und die Siegerehrung verpasst habe, ich war da wirklich völlig platt. Glückwunsch an die Sieger.
Jetzt zum hoffentlich weniger subjektiven Teil. Es gibt da ein paar verwandte Punkte, die ich ansprechen möchte.
Zunächst die Ausgewogenheit. Es ist wohl allgemein akzeptiert, dass im Rahmen der Meisterschaft die Verteilung der Rätselarten einigermaßen ausgewogen sein sollte. Berni hat das meiner Erinnerung nach schon mal schön analysiert, was Kriterien wie Wege gegen Lateinische Quadrate, etc. angeht. Das war hier sicherlich durchaus gelungen; die leichte Hybrid-/Portallastigkeit fällt da sicher unter Autorenhandschrift und würde ich positiv werten.
Nun gibt es nicht nur ein Spektrum von Rätseltypen, sondern auch von Schwierigkeiten. (Man könnte hier sicherlich noch mehr Dimensionen reinpacken, was die Art des Lösungswegs angeht, etc., aber ich finde Schwierigkeit schon schwierig genug.) Und auch hier halte ich Ausgewogenheit für wichtig. Ganz ähnlich, wie manche den einen oder anderen Rätseltypen bevorzugen, gibt es auch tatsächlich unterschiedliche Geschmäcker was die Schwierigkeit angeht. Ich persönlich löse sogar ohne Zeitdruck mittelschwere Rätsel mit elegantem Lösungsweg viel lieber als richtig knackige. Ich hoffe, es gibt unter den Teilnehmern der LM andere, denen es auch so geht. (Wenn nicht, wäre das Anlass zur Sorge, aber das ist ein etwas anderes Thema, das möchte ich hier jetzt nicht unbedingt mit reinbringen.)
Ich wehre mich auch dagegen, wenn hier argumentiert wird, dass das Lösen schwerer Rätsel grundsätzlich höherwertig ist, als das Lösen leichter Rätsel. Es ist für mich überhaupt nicht klar, dass derjenige, der ein sehr schweres Rätsel überhaupt lösen kann, automatisch der bessere Rätsler ist, als derjenige, der ein mittelschweres Rätsel schneller lösen kann. (Treibt das Argument mal zum Extrem.)
(Um in die andere Richtung zu gehen: Ich halte es durchaus für diskussionswürdig, dass schon bei den üblichen Meisterschaften mit ausgewogener Schwierigkeit viel mehr Punkte auf die schweren Rätsel fallen. Ist das jetzt grundsätzlich fairer als beispielsweise das Croco-Rating, wo ein leichtes Rätsel genauso viel wert ist wie ein schweres?)
Wie bei den Rätseltypen sollte es den Autoren frei stehen, hier ihre eigene Ausprägung zu finden; dass diese Meisterschaft etwas schwerer ausfällt als andere, ist völlig ok. Aber mir scheint, dass dieses Jahr die Ausgewogenheit in diesem Aspekt völlig auf der Strecke geblieben ist.
Weiterhin halte ich es durchaus für diskussionswürdig, in wie weit sehr schwere Rätsel überhaupt wettbewerbsgeeignet sind, ganz unabhängig von den oben angesprochenen Schwierigkeitsvorlieben. Nehmen wir im folgenden an, dass alle Teilnehmer gleich gut mit allem zurecht kommen, und die gleichen Strategien anwenden. Seien sie einfach gleich. Ich behaupte, dass dann mit zunehmender Schwierigkeit das erwartete Ergebnis stärker streut, weil bei schwereren Rätseln die Wahrscheinlichkeit steigt, dass man das Rätsel überhaupt nicht rauskriegt. Jeder hat die Chance, einen wesentlichen Schluss zu übersehen. Beim Rätsel, durch dass man sich dann langsam durcharbeiten kann, verliert man nicht katastrophal.
Es klingt in manchem Beitrag durch, dass durch die sehr schweren Rätsel die belohnt werden, die richtig lösen können; ich behaupte, dass dadurch viel mehr das Glück eine Rolle spielt. Wenn man das richtig austariert, ergäbe eine Meisterschaft mit identischen Teilnehmern und mittelschweren Rätseln, in der man zusätzlich in jeder Runde einmal würfelt und bei einer 6 100 Punkte abgezogen bekommt, eine ähnliche Punktverteilung wie eine Meisterschaft mit schweren Rätseln.
Noch ein Kommentar zur erwähnten Wirkung auf Neulinge: Da finde ich es auch richtig, die Meisterschaft eher an den Top 10 auszurichten, als an Platz 40. Die relativ hohe Anzahl an Nullrunden (10, die letzten zwei Jahre gab es keine, davor 4, 17, 15, 9) ist sicher nicht so schön und eine Konsequenz der hohen Schwierigkeit, aber jetzt auch nicht katastrophal. Was die Außenwirkung und Abschreckung von Neulingen angeht, finde ich die Quali da viel relevanter. Aber dazu ein anderes mal mehr.
Es tut mir schon Leid, hier zum "Unfrieden" beizutragen. Als Rätsel waren die Rätsel gewiss alle toll. Ich möchte ausdrücklich nicht die Autoren angreifen, die Meisterschaftszusammenstellung insgesamt aber schon.
Zunächst ist es natürlich unmöglich, die Meisterschaft gänzlich "unabhängig vom Ergebnis" zu bewerten. Ich versuche es, wie sicherlich alle anderen auch, trotzdem, zunächst aber eine Einordung meiner Erfahrung.
Ich habe den Eindruck, dass das bei mir im wesentlichen ähnlich war wie bei Christoph: Ich fand Runde 1 noch ganz ok, Runde 2 war dann schon Rätseln ohne Spaß obwohl das Ergebnis noch stimmte, und nach Runde 3 habe ich ernsthaft überlegt, mich ins Auto zu setzen.
Im Nachhinein betrachtet hätte mir der Nachmittag dann eigentlich ganz gut gefallen können, da war's halt irgendwie schon vorbei. Insofern wäre meine Bewertung wahrscheinlich milder ausgefallen, wenn z.B. Runde 2 mit der Portalrunde getauscht hätte.
So habe ich mich durch den Nachmittag geschleppt und war danach völlig fertig; ich behaupte, dass die Enttäuschung darüber, bei einem Wettbewerb, auf den ich mich sehr gefreut habe, keinen Spaß gehabt zu haben, einen größeren Anteil hatte, als die über das Ergebnis. Ich wäre lieber bei einem ausgewogenen Wettbewerb fünfter geworden als bei diesem vierter.
An dieser Stelle möchte ich noch um Entschuldigung dafür bitten, dass ich am Abend verschwunden bin und die Siegerehrung verpasst habe, ich war da wirklich völlig platt. Glückwunsch an die Sieger.
Jetzt zum hoffentlich weniger subjektiven Teil. Es gibt da ein paar verwandte Punkte, die ich ansprechen möchte.
Zunächst die Ausgewogenheit. Es ist wohl allgemein akzeptiert, dass im Rahmen der Meisterschaft die Verteilung der Rätselarten einigermaßen ausgewogen sein sollte. Berni hat das meiner Erinnerung nach schon mal schön analysiert, was Kriterien wie Wege gegen Lateinische Quadrate, etc. angeht. Das war hier sicherlich durchaus gelungen; die leichte Hybrid-/Portallastigkeit fällt da sicher unter Autorenhandschrift und würde ich positiv werten.
Nun gibt es nicht nur ein Spektrum von Rätseltypen, sondern auch von Schwierigkeiten. (Man könnte hier sicherlich noch mehr Dimensionen reinpacken, was die Art des Lösungswegs angeht, etc., aber ich finde Schwierigkeit schon schwierig genug.) Und auch hier halte ich Ausgewogenheit für wichtig. Ganz ähnlich, wie manche den einen oder anderen Rätseltypen bevorzugen, gibt es auch tatsächlich unterschiedliche Geschmäcker was die Schwierigkeit angeht. Ich persönlich löse sogar ohne Zeitdruck mittelschwere Rätsel mit elegantem Lösungsweg viel lieber als richtig knackige. Ich hoffe, es gibt unter den Teilnehmern der LM andere, denen es auch so geht. (Wenn nicht, wäre das Anlass zur Sorge, aber das ist ein etwas anderes Thema, das möchte ich hier jetzt nicht unbedingt mit reinbringen.)
Ich wehre mich auch dagegen, wenn hier argumentiert wird, dass das Lösen schwerer Rätsel grundsätzlich höherwertig ist, als das Lösen leichter Rätsel. Es ist für mich überhaupt nicht klar, dass derjenige, der ein sehr schweres Rätsel überhaupt lösen kann, automatisch der bessere Rätsler ist, als derjenige, der ein mittelschweres Rätsel schneller lösen kann. (Treibt das Argument mal zum Extrem.)
(Um in die andere Richtung zu gehen: Ich halte es durchaus für diskussionswürdig, dass schon bei den üblichen Meisterschaften mit ausgewogener Schwierigkeit viel mehr Punkte auf die schweren Rätsel fallen. Ist das jetzt grundsätzlich fairer als beispielsweise das Croco-Rating, wo ein leichtes Rätsel genauso viel wert ist wie ein schweres?)
Wie bei den Rätseltypen sollte es den Autoren frei stehen, hier ihre eigene Ausprägung zu finden; dass diese Meisterschaft etwas schwerer ausfällt als andere, ist völlig ok. Aber mir scheint, dass dieses Jahr die Ausgewogenheit in diesem Aspekt völlig auf der Strecke geblieben ist.
Weiterhin halte ich es durchaus für diskussionswürdig, in wie weit sehr schwere Rätsel überhaupt wettbewerbsgeeignet sind, ganz unabhängig von den oben angesprochenen Schwierigkeitsvorlieben. Nehmen wir im folgenden an, dass alle Teilnehmer gleich gut mit allem zurecht kommen, und die gleichen Strategien anwenden. Seien sie einfach gleich. Ich behaupte, dass dann mit zunehmender Schwierigkeit das erwartete Ergebnis stärker streut, weil bei schwereren Rätseln die Wahrscheinlichkeit steigt, dass man das Rätsel überhaupt nicht rauskriegt. Jeder hat die Chance, einen wesentlichen Schluss zu übersehen. Beim Rätsel, durch dass man sich dann langsam durcharbeiten kann, verliert man nicht katastrophal.
Es klingt in manchem Beitrag durch, dass durch die sehr schweren Rätsel die belohnt werden, die richtig lösen können; ich behaupte, dass dadurch viel mehr das Glück eine Rolle spielt. Wenn man das richtig austariert, ergäbe eine Meisterschaft mit identischen Teilnehmern und mittelschweren Rätseln, in der man zusätzlich in jeder Runde einmal würfelt und bei einer 6 100 Punkte abgezogen bekommt, eine ähnliche Punktverteilung wie eine Meisterschaft mit schweren Rätseln.
Noch ein Kommentar zur erwähnten Wirkung auf Neulinge: Da finde ich es auch richtig, die Meisterschaft eher an den Top 10 auszurichten, als an Platz 40. Die relativ hohe Anzahl an Nullrunden (10, die letzten zwei Jahre gab es keine, davor 4, 17, 15, 9) ist sicher nicht so schön und eine Konsequenz der hohen Schwierigkeit, aber jetzt auch nicht katastrophal. Was die Außenwirkung und Abschreckung von Neulingen angeht, finde ich die Quali da viel relevanter. Aber dazu ein anderes mal mehr.