Hallo allerseits,
nachdem die LM jetzt vorbei ist, würde ich gern ein paar Meinungen zur Teamrunde austauschen. Zunächst einmal paßt eine Teamrunde in einen Einzelwettbewerb nicht unbedingt hinein, weil dann das eigene Ergebnis von anderen Lösern abhängt, dieses Argument wurde auch im Vorfeld der Meisterschaft als Begründung gegen eine Teamrunde genannt. Mit einer zufälligen Teamzusammensetzung wäre dieses Argument auch kaum zu widerlegen gewesen, eine Teamrunde mit zufällig ausgelosten Teams ist meines Erachtens auch komplett undenkbar in einer Meisterschaft.
Aus diesem Grund hatten wir den tatsächlich verwendeten Modus gewählt, daß die Teams anhand der Rangliste nach Runde 1 zusammengestellt würden - die Teilnehmer auf den Plätzen 1-3 bilden ein Team, ebenso 4-6, 7-9 etc. Damit kann die Teamrunde quasi als Bonusrätsel betrachtet werden; als Belohnung für eine gute Leistung in Runde 1 bekommt man dann auch ein gutes Team. Aus dem gleichen Grund verwendeten die Teamrunde sowie die "Qualifikationsrunde" die gleichen Rätseltypen, so daß jemand, der mit den Rätseln der Quali-Runde gut zurechtkam, auch in der Teamrunde gut vorwärts kommen sollte.
Eine andere Frage bestand darin, wie die Teamrunde selbst aussehen sollte. Wir hatten drei miteinander interagierende Rätsel erstellt, was bei 3er-Teams die naheliegende Strategie ergibt, daß zunächst einmal jeder Löser ein Rätsel bekommt, wobei man zwischendurch natürlich auch mal tauschen kann. Ein anderer Vorschlag war, ein großes Rätsel zu erstellen, wo drei Teilnehmer gleichzeitig an verschiedenen Ecken lösen können. So etwas hatten wir vor 1-2 Jahren mal auf einem Rätselwochenende ausprobiert. Das hatte aber den Effekt, daß mit fortschreitender Lösung die drei Teilnehmer sich gegenseitig in die Quere kommen; sobald dieser Punkt erreicht ist, besteht die beste Teamstrategie meines Erachtens darin, daß ein Teilnehmer allein fertiglöst und die anderen beiden gegebenenfalls Tipps geben, wo es weitergeht. Das fanden wir aber nicht wünschenswert: in einer Teamrunde sollten alle Teammitglieder mehr oder weniger den gleichen Anteil an der Gesamtlösung haben. Aus diesem Grund haben wir wie gesagt drei mehr oder weniger separate Rätsel erstellt.
Leider habe ich beim Rätselerstellen offenbar den Schwierigkeitsgrad nicht richtig getroffen, so daß insgesamt nur ein Team fertig wurde. Vermutlich habe ich folgenden Effekt unterschätzt: Durch die Interaktion zwischen den Rätseln ist es häufig so, daß ein Löser in seinem Rätsel erst dann weitere Fortschritte erzielen kann, wenn er von einem anderen Löser eine Information bekommt. Wenn also jemand einen Lösungsschritt übersieht, wird er damit nicht nur sich, sondern auch seine Mitstreiter ausbremsen. Dies bedeutet, daß die Geschwindigkeitsunterschiede zwischen einem starken und einem weniger starken Team deutlich größer sein werden als die Unterschiede zwischen den jeweiligen Einzellösern. Diesen Effekt kann man dadurch abschwächen, daß man die Interaktion zwischen den Einzelrätseln reduziert, aber dafür braucht es dann keine Teamrunde mehr.
Eine andere Möglichkeit bestünde darin, die Teams etwas ausgewogener zu gestalten, so daß also die stärksten Löser auf die verschiedenen Teams verteilt werden. Nur, wie soll das gehen? Dann wird man ja effektiv dafür bestraft, daß man in der Quali-Runde besonders gut ist, weil man dann zu den stärksten Lösern gezählt wird und aus diesem Grund schwächere Mitstreiter bekommt. Dann wäre es eine plausible Strategie, sich in der Quali-Runde absichtlich unter Wert zu verkaufen, um einen starken Löser ins Team zu bekommen. Das kann nicht richtig sein!
Letztendlich wurde wie gesagt nur ein Team fertig, die drei Löser dieses Teams (Michael, Philipp, Martin) bekamen dafür ca. 80 Punkte Bonus auf alle anderen Teilnehmer. In der Endabrechnung machte dies vermutlich keinen großen Unterschied: diese drei Teilnehmer wären ohnehin ins Finale gekommen, der vierte Finalist (Robert) hätte ohne die Teamrunde im Finale ca. eine Minute mehr bekommen, was am Endergebnis wohl nichts geändert hätte. Für die anderen Teams lagen die in der Teamrunde erzielten Punktzahlen sehr dicht beieinander; ich habe die Tabelle gerade nicht verfügbar und kann nicht sagen, ob sich ohne die Teamrunde an der Rangliste vielleicht etwas geändert hätte, größere Verwerfungen hat die Teamrunde auf jeden Fall nicht erzeugt.
Insgesamt bin ich der Meinung, daß der Grundaufbau einer Teamrunde in einem Einzelwettbewerb kaum wesentlich anders gestaltet werden kann, daß aber auch mit diesem Schema viel schiefgehen kann - insbesondere, weil solche interagierenden Rätsel schwer zu konstruieren sind und der Schwierigkeitsgrad noch schwerer exakt einzuschätzen ist. Die möglichen Nachteile überwiegen meines Erachtens die Vorteile (auch wenn mir etliche Teilnehmer gesagt haben, daß ihnen die Teamrunde viel Spaß gemacht hat), so daß ich künftigen Rätselautoren empfehlen würde, auf eine Teamrunde zu verzichten. Aber das ist erstmal nur meine Meinung anhand der Erfahrungen dieses Wochenendes, vielleicht haben ja andere Rätselautoren bessere Ideen.
Grüße,
uvo
nachdem die LM jetzt vorbei ist, würde ich gern ein paar Meinungen zur Teamrunde austauschen. Zunächst einmal paßt eine Teamrunde in einen Einzelwettbewerb nicht unbedingt hinein, weil dann das eigene Ergebnis von anderen Lösern abhängt, dieses Argument wurde auch im Vorfeld der Meisterschaft als Begründung gegen eine Teamrunde genannt. Mit einer zufälligen Teamzusammensetzung wäre dieses Argument auch kaum zu widerlegen gewesen, eine Teamrunde mit zufällig ausgelosten Teams ist meines Erachtens auch komplett undenkbar in einer Meisterschaft.
Aus diesem Grund hatten wir den tatsächlich verwendeten Modus gewählt, daß die Teams anhand der Rangliste nach Runde 1 zusammengestellt würden - die Teilnehmer auf den Plätzen 1-3 bilden ein Team, ebenso 4-6, 7-9 etc. Damit kann die Teamrunde quasi als Bonusrätsel betrachtet werden; als Belohnung für eine gute Leistung in Runde 1 bekommt man dann auch ein gutes Team. Aus dem gleichen Grund verwendeten die Teamrunde sowie die "Qualifikationsrunde" die gleichen Rätseltypen, so daß jemand, der mit den Rätseln der Quali-Runde gut zurechtkam, auch in der Teamrunde gut vorwärts kommen sollte.
Eine andere Frage bestand darin, wie die Teamrunde selbst aussehen sollte. Wir hatten drei miteinander interagierende Rätsel erstellt, was bei 3er-Teams die naheliegende Strategie ergibt, daß zunächst einmal jeder Löser ein Rätsel bekommt, wobei man zwischendurch natürlich auch mal tauschen kann. Ein anderer Vorschlag war, ein großes Rätsel zu erstellen, wo drei Teilnehmer gleichzeitig an verschiedenen Ecken lösen können. So etwas hatten wir vor 1-2 Jahren mal auf einem Rätselwochenende ausprobiert. Das hatte aber den Effekt, daß mit fortschreitender Lösung die drei Teilnehmer sich gegenseitig in die Quere kommen; sobald dieser Punkt erreicht ist, besteht die beste Teamstrategie meines Erachtens darin, daß ein Teilnehmer allein fertiglöst und die anderen beiden gegebenenfalls Tipps geben, wo es weitergeht. Das fanden wir aber nicht wünschenswert: in einer Teamrunde sollten alle Teammitglieder mehr oder weniger den gleichen Anteil an der Gesamtlösung haben. Aus diesem Grund haben wir wie gesagt drei mehr oder weniger separate Rätsel erstellt.
Leider habe ich beim Rätselerstellen offenbar den Schwierigkeitsgrad nicht richtig getroffen, so daß insgesamt nur ein Team fertig wurde. Vermutlich habe ich folgenden Effekt unterschätzt: Durch die Interaktion zwischen den Rätseln ist es häufig so, daß ein Löser in seinem Rätsel erst dann weitere Fortschritte erzielen kann, wenn er von einem anderen Löser eine Information bekommt. Wenn also jemand einen Lösungsschritt übersieht, wird er damit nicht nur sich, sondern auch seine Mitstreiter ausbremsen. Dies bedeutet, daß die Geschwindigkeitsunterschiede zwischen einem starken und einem weniger starken Team deutlich größer sein werden als die Unterschiede zwischen den jeweiligen Einzellösern. Diesen Effekt kann man dadurch abschwächen, daß man die Interaktion zwischen den Einzelrätseln reduziert, aber dafür braucht es dann keine Teamrunde mehr.
Eine andere Möglichkeit bestünde darin, die Teams etwas ausgewogener zu gestalten, so daß also die stärksten Löser auf die verschiedenen Teams verteilt werden. Nur, wie soll das gehen? Dann wird man ja effektiv dafür bestraft, daß man in der Quali-Runde besonders gut ist, weil man dann zu den stärksten Lösern gezählt wird und aus diesem Grund schwächere Mitstreiter bekommt. Dann wäre es eine plausible Strategie, sich in der Quali-Runde absichtlich unter Wert zu verkaufen, um einen starken Löser ins Team zu bekommen. Das kann nicht richtig sein!
Letztendlich wurde wie gesagt nur ein Team fertig, die drei Löser dieses Teams (Michael, Philipp, Martin) bekamen dafür ca. 80 Punkte Bonus auf alle anderen Teilnehmer. In der Endabrechnung machte dies vermutlich keinen großen Unterschied: diese drei Teilnehmer wären ohnehin ins Finale gekommen, der vierte Finalist (Robert) hätte ohne die Teamrunde im Finale ca. eine Minute mehr bekommen, was am Endergebnis wohl nichts geändert hätte. Für die anderen Teams lagen die in der Teamrunde erzielten Punktzahlen sehr dicht beieinander; ich habe die Tabelle gerade nicht verfügbar und kann nicht sagen, ob sich ohne die Teamrunde an der Rangliste vielleicht etwas geändert hätte, größere Verwerfungen hat die Teamrunde auf jeden Fall nicht erzeugt.
Insgesamt bin ich der Meinung, daß der Grundaufbau einer Teamrunde in einem Einzelwettbewerb kaum wesentlich anders gestaltet werden kann, daß aber auch mit diesem Schema viel schiefgehen kann - insbesondere, weil solche interagierenden Rätsel schwer zu konstruieren sind und der Schwierigkeitsgrad noch schwerer exakt einzuschätzen ist. Die möglichen Nachteile überwiegen meines Erachtens die Vorteile (auch wenn mir etliche Teilnehmer gesagt haben, daß ihnen die Teamrunde viel Spaß gemacht hat), so daß ich künftigen Rätselautoren empfehlen würde, auf eine Teamrunde zu verzichten. Aber das ist erstmal nur meine Meinung anhand der Erfahrungen dieses Wochenendes, vielleicht haben ja andere Rätselautoren bessere Ideen.
Grüße,
uvo