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Normale Version: Qualifikation LM 2008 - Eine wahre Geschichte von Susie
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So, jetzt hat's endlich geklappt: Hier die angekündigte Geschichte von Susie zur Quali!

Viel Spaß beim Lesen!

Berni


So, ich hab's hinter mir - und muß jetzt wieder ein ganzes Jahr auf eine neue Chance warten. Denn es hat wieder mal nicht geklappt. Ich hab's mal wieder nicht geschafft.

Nicht etwa, daß ich mir Chancen ausgerechnet hätte, oh nein, ich war davon überzeugt, die Qualifikation zur Deutschen Meisterschaft nicht zu schaffen. Vor allem ab dem Zeitpunkt, an dem ich die Anleitung für die Rätsel gesehen habe, habe ich alle Gedanken wie "Vielleicht schaffst Du es ja doch" oder "Du könntest Glück haben" in den Wind geschossen. Was waren denn das für Rätsel? Viele davon kannte ich gar nicht.

Am Samstag morgen habe ich mir die Anleitung noch einmal durchgelesen. Dabei ertappte ich mich dann bei dem Gedanken, daß es schade sei, nur so wenig Zeit zu haben. Die Rätsel waren alle so interessant. Ich würde wirklich gern alle versuchen.

Ich hatte mir, sobald die Anleitungen online waren, diese ausgedruckt, mir die Reihenfolge samt Punktzahl auf einen Zettel geschrieben und dann der Reihe nach durchgearbeitet. Hochhäuser? O.k. Stadtrundfahrt? Kann ich schaffen. Rekuto? Oje, beim besten Willen nicht. Die schaff ich nicht mal bei Janko auf der Homepage. Kropki! Klar! Da freu ich mich drauf. Doppelstern. Kann ich gar nicht. Lasse ich weg. Buchstabensalat. Dürfte zu schaffen sein. Rundweg auch und Kakuro sowieso. Gleichgewichte habe ich noch nie verstanden, also gar nicht erst ansehen. Spirale? Da hatte ich schon Schwierigkeiten mit dem kleinen Beispiel aus der Anleitung. Also lieber nicht. Die Bahnhöfe lasse ich auch weg. Ich kenne das nur aus einer Meisterschaft, und da war es sauschwer. Die Quadrate brauche ich gar nicht erst anzufangen, die sehe ich nicht (alles diagonale ist mir ein Greuel). Japanische Summen, das ist wieder was für mich. Tetrominos, sehr interessant. Werde ich versuchen, genau wie den Pentomino-Rundweg. Symmetrie wird links liegen gelassen (später hab' ich sie dann rechts liegen lassen), magische Pfeile kann ich nicht mal außerhalb einer Qualifikation lösen und die Regenschirme kommen nicht in Frage. Zu viele Punkte. Das hat mich bei der Sudoku-Qualifikation schon um Kopf und Kragen gebracht. Ich hatte mich da an der letzten Aufgabe mit den Hammerpunkten aufgehängt. Wortpfade und Kreuzwortrad werde ich auf jedem Fall versuchen, Worträtsel kann ich gut (wenn es keine Optimierer sind).

Der Samstag:

Es ist soweit. Samstag. Aber erst morgens. Hmm. Was mach ich jetzt bis zum Beginn der Qualifikation? Kaffee trinken und lesen? "Haha, wovon träumst Du. Kaffee trinken geht nicht, wegen der Toilettengänge, die dann anstehen würden." Ich will schließlich nicht die Qualifikation auf dem Klo machen. Und auf den historischen Krimi kann ich mich mit Sicherheit nicht konzentrieren. "Mach was sinnvolles, sieh Dir die Aufgaben noch einmal an." O.K. Anleitung her, Bleistift her, Radiergummi her, Anspitzer her, Süßigkeiten her, Kaffee her... "Moment, kein Kaffee", mein vernünftiges Ich runzelt ärgerlich die Augenbrauen... is ja gut, aber Mineralwasser wird doch wohl erlaubt sein. Mein vernünftiges Ich runzelt die Stirn, überlegt und denkt mir, ein bißchen was geht schon, schließlich soll ich ja nicht verdursten.

Ich fange an, mir die Anleitung noch einmal anzusehen. Dann kommt mir der Gedanke, ich könnte mich ja auch schon mal ein bißchen warmrätseln. Mach ich dann auch. In Gedanken gehe ich aber immer wieder die Punkte durch, wie viele werde ich wohl brauchen? Moment, ich rechne mir aus, wieviel Prozent Punkte man im letzten Jahr brauchte, um unter die ersten zwanzig zu kommen und rechnete dann weiter, wie viele Punkte das dann in diesem Jahr werden müssen. 160 Punkte! Wow, im letzten Jahr hab' ich genau 110 Punkte geschafft und bin damit auf Platz 36 gelandet. So, dann schreib ich mir mal auf, welche Rätsel ich lösen könnte, und wie viele Punkte ich dann schaffe. Hmm, das ist im Vorfeld immer schlecht zu sagen. Manchmal sind die Rätsel leichter oder schwerer, als man erwartet. Na, trotzdem. Ich schreib jetzt die Punkte auf meine Rätselliste und wenn ich dann ein anderes Rätsel löse, kann ich ein oder zwei auf meiner Liste streichen, die ich nicht kann. Nehmen wir die ersten acht, außer Rekuto und Doppelstern, und Wortpfade und Kreuzwortrad. So, falls ich die schaffe, hab' ich 185 Punkte "Ziemlich weit hochgegriffen, meine Liebe, da bin ich ja mal gespannt," denkt mir mein vernünftiges Ich, das manchmal ein bißchen bissig sein kann.

Jetzt ist es auch schon fast so weit. Ich will spätestens um 13:00 Uhr anfangen, dann hab' ich auf jedem Fall Zeit genug, bis Robin nach Hause gebracht wird. Ich könnte natürlich auch heute abend, wenn Robin schläft.hmmm...

Mein vernünftiges Ich fängt an zu lachen und schüttelt den Kopf. "Du willst bis heute abend warten? (schallendes Gelächter). Wie stellst Du Dir das vor, Du läufst ja jetzt schon wie ein aufgedrehtes Spielzeug in der Wohnung rum."

Hmm... recht hat es. Also ran an die Tastatur. Aber zuerst alle Vorbereitungen treffen. Bleistifte, Radiergummis, Anspitzer, bunte Stifte, Süßkram, Anleitung, Zettel mit der Rätselliste, Handy (wegen der Stopuhr, dann hab' ich das besser unter Kontrolle, wie viel Zeit noch bleibt) zum Schreibtisch geschleppt, Telefon aus der Dose gezogen, Klingel ausgestellt, Fenster zu, Rollladen im Wohnzimmer runter (damit es so aussieht, als sei niemand zu Hause) und ran an den Schreibtisch. Der Drucker ist an, der Computer funktioniert, Papier ist da und die Druckpatronen sind relativ neu.

Der Computer ist bereits an und online. Also auf die Quali-Seite. So, jetzt alles richtig machen. Moment! ...... Lieber erst noch mal auf die Toilette. Natürlich hab' ich doch eine Tasse Kaffee getrunken. Aber nur eine halbe.

Also noch einmal. Vor den Computer setzen. Die Knie zittern, die Maus will meiner Hand nicht gehorchen, der Bildschirm flimmert, der Drucker grinst mich hämisch an (seit wann hat der Zähne?), mein Puls rast... Vielleicht sollte ich doch schnell das Telefon wieder einstöpseln, damit ich nötigenfalls den Notarzt rufen kann.ach, ich hab' ja das Handy direkt neben mir.

Ein Blick auf den Bildschirm "Wenn Sie diesen Button anklicken, beginnt die Qualifikation" oder so ähnlich. Oder so ähnlich reicht mir. Mir kommen Fluchtgedanken, die Hand mit der Maus schiebt den Mauspfeil auf den bösen Button zu, ganz langsam, ganz zittrig, ganz zögernd. Auf meiner Stirn befinden sich Schweißperlen, ich starre den Bildschirm an, ich versuche, mich zu konzentrieren... "Boah, stell Dich nicht so an, nun mach schon, sonst sitzt Du hier noch, während die anderen schon in Gotha sind." Mein vernünftiges Ich verdreht die Augen. Na, das hat gut denken. Das würde sich hinsetzen, den "Klick" machen und cool und sicher ein paar Rätsel lösen. Aber mein anderes Ich kann das eben nicht. Das hat Angst. Und schwitzt. Und zittert. Und klickt... Ich hab's getan. Was jetzt? "Gaaaaanz ruhig. So, Du hast Zeit massig." Was muß ich jetzt tun? Die Panik überkommt mich. "Bleib ruhig, denk nach und hol Dir die Aufgaben. Siehst Du, geht doch. Und jetzt druckst Du sie aus." Manchmal kann so ein vernünftiges Ich ganz nützlich sein. Ich drucke also. Aber das dauert und dauert und dauert. Endlich, die erste Aufgabe ist draußen. Ich fange an.

Hochhäuser: O.K., das geht gut, ich werde ruhiger. Es ist schnell geschafft und ich schnappe mir das nächste Blatt aus dem Drucker. Stadtrundfahrt. Ich male ein paar Striche, lege es zur Seite und nehme mir das nächste vor. Rekuto. Weg damit. Kropki, mein Ding. Aber was ist das denn? Wo soll ich denn da anfangen? Verwirrt starre ich das Kropki an, dann starre ich den Bildschirm an, aber der guckt nur böse, dann starre ich das Kropki wieder an, auch das guckt böse. Ich werde nervös. Also nichts wie an die Seite damit. Doppelstern? Ich male einen Stern hinein und lege es an die Seite. Buchstabensalat! Kann ich. Das B muß in dieses Feld und dann... verlassen mich die guten Geister. Weiter geht nicht. Ich kann mich nicht konzentrieren. Mein vernünftiges Ich denkt "Du kannst nicht alles an die Seite legen, jetzt konzentrier Dich mal und mach". Aber es geht nicht. An die Seite. Wertvolle Zeit verloren. Mein vernünftiges Ich rollt mal wieder die Augen. Soll es doch, ich nehme das nächste Rätsel. Rundweg. Gut. Funktioniert. Eine Fallunterscheidung (gut, daß ich das noch geübt hatte), falsch, also die andere Variante. Es geht. Relativ schnell gelöst.

Kakuro, ja, das kann ich. Ich fange an, es ist ganz einfach und schnell... und dann hänge ich. Das passt nicht, warum geht das nicht, ich kann doch gut Kakuros. Ich versuche, mich zu beruhigen und denke mir, ich drucke es noch einmal aus und fange von vorne an.

Aber das geht jetzt nicht. Der Drucker streikt. Er hat die Hälfte gedruckt und will nicht mehr. Was hat er denn? Ich klicke auf den Drucker und da steht, ich soll den Kopierknopf auf dem Gerät drücken. Gesagt, getan, gedrückt. Puh, er geht wieder. Aber das mit dem Kakuro muß ich erst mal verschieben. Also das nächste Rätsel. Ich nehme mir eines nach dem anderen vor und lege eines nach dem anderen an die Seite. Also noch mal das Kropki, es muß ja einen Weg geben. Und da ist er. Wie dumm von mir. Oben links kann entweder nur die 1 oder die 9. Ich versuche es mit der 1. Aber schnell stelle ich fest, daß das die falsche Zahl ist. Also die 9. Und jetzt geht es ganz schnell und leicht. Und ich habe noch genug Zeit. Inzwischen habe ich das Kakuro ausgedruckt und fange von vorne an. Gaaanzz langsam und vorsichtig, bloß nicht wieder einen Fehler machen. Gaannz langsam! "Boah, jetzt beeil Dich mal. Das ist wirklich einfach und Du solltest Dich schämen, so lange dafür zu brauchen." Grr... Dieses vernünftige Ich nervt. "Nun laß mich machen und in Ruhe", denke ich und verdrehe meinerseits die Augen. Das vernünftige Ich ist beleidigt und verzieht sich erst mal. Gut! Endlich Ruhe. Und in aller Ruhe mache ich mein Kakuro fertig. Diesmal mit den richtigen Zahlen bei der 16 unten rechts. Mit 7 und 9 statt mit 8 und 9. Geschafft! Hochhäuser, Kropki, Rundweg, Kakuro. Die werde ich jetzt erst mal ins Lösungsformular eingeben. Dann mache ich mich an die japanischen Summen. Wieder ganz langsam und vorsichtig, um bloß nicht wieder einen Fehler zu machen, der Zeit kostet. Natürlich kostet mich das Langsame, Vorsichtige auch Zeit, aber das ignoriere ich.

Dann Wortpfade. Diesmal etwas schneller und wieder mit Ameisen im Bauch. Und wieder geht nichts mehr. Wieder ein Fehler. Also alles noch mal ausradieren bis auf den Anfang. Noch mal überprüfen, ja, der Anfang muß stimmen und dann gaaaanz langsam und vorsichtig weiter. Geschafft. Kreuzwortrad. Wieder das Gleiche. Ich habe ca. 10 Buchstaben eingetragen... und es geht nicht. Diesmal radiere ich nicht alles wieder aus. Mir läuft die Zeit davon. Verzweifelt sehe ich den Bildschirm an. Nein, ich starre ihn an. Er starrt zurück. Ohne Emotionen. Das Ganze läßt ihn kalt und er ist nicht bereit, mir zu helfen. Gut, muß ich da eben allein durch. Ich versuche noch mal alle Wörter und stelle fest, daß das T am falschen Platz sitzt. Jetzt kann ich nur hoffen, daß der Rest stimmt. "Nicht aufgeben! Weitermachen!" Mein vernünftiges Ich ist wieder da und spricht mit Mut zu. Ich schaffe es! Gelöst!

Was jetzt? Ich habe 185 Punkte, wenn alles richtig ist. Zum Nachprüfen fehlen mir die Nerven. Ich versuche das Rekuto. Mit Fallunterscheidungen kann ich es lösen und bin jetzt bei 200 Punkten. Ein bißchen Zeit habe ich noch. Ich nehme mir die Stadtrundfahrt vor und verzweifle an der 1 und 3. Vielleicht hätte ich mir die Anleitung noch einmal durchlesen sollen, jedenfalls bin ich der Meinung, ich muß einen Rundweg machen. Das geht natürlich nicht. Daß ich nicht am gleichen Punkt enden muß, wie ich angefangen habe, merke ich erst morgen, wenn ich es mir noch einmal ansehe. Schade! Mehr geht nicht. Keine Zeit mehr. Vorbei.

Noch längst nicht vorbei. Ich hänge in den Seilen. Ich bin vollkommen aufgedreht. Das Beste wird sein, ich mache ein Abschlussrätsel.

Ich gehe in die Küche, mache mir einen Kaffee, nehme mir den Doppelstern mit ins Wohnzimmer und fange an. Ca. zwei Minuten später ist es fertig. Eine Fallunterscheidung, und es löst sich wie von selbst. Wie ärgerlich! Hätte ich mal... könnte ich noch mal... würde ich... verflixt! Es nützt nichts.

Ich müßte mal zur Toilette... der Kaffee... aber ich traue mich nicht. Ich habe das Gefühl, da steht wieder eine fremde Frau mit verwirrtem Blick und Haaren, die zu Berge stehen in meinem Badezimmer. Die könnte ich jetzt nicht ertragen. Aber den Druck kann ich auch nicht mehr ertragen. Ich gehe ins Badezimmer und drehe meinem Spiegel den Rücken zu. Geht doch!

Jetzt fängt die Warterei an. Wie soll ich das aushalten? Dabei ist mir klar, daß ich es wieder nicht geschafft habe. Trotzdem, die Hoffnung stirbt zuletzt. Und starb sie dann. Platz 29. Selbst der Doppelstern hätte mich nicht gerettet. Vielleicht, wenn ich... "Das bringt jetzt auch nichts, Du hast gut gerätselt, also sei zufrieden" denkt mein vernünftiges Ich. Ich bin aber nicht zufrieden. Ich bin enttäuscht. Ich hätte so gern endlich auch mal eine Qualifikation geschafft. Naja, warten wir auf nächstes Jahr.

Dann stelle ich mir vor, ich schaffe die Qualifikation und sitze mit den anderen in Gotha in einem Raum und soll Rätsel lösen. Hier ein Seufzen, da ein Blätterrascheln, Konzentration, Bleistiftgekaue, Radiergeräusche... mich schüttelt's... Gotha, ich komme! Im Korrekturteam, wenn man mich denn da noch brauchen kann. Im Korrekturteam, da fühle ich mich wohl. Im Korrekturteam... juchuuu!
Liebe Susie,

tolle Geschichte,

ich habe mit Dir mitgefiebert und mitgelacht und mich auch teilweise wiedererkannt.

Auch mein Ziel wird sein, einmal zu versuchen, mich zu qualifizieren (diesmal war ich weit entfernt Smile), aber durch die "Lösungswege" habe ich einiges gelernt.

Schreibe bitte noch öfter, auch Dein "688 (oder war es 698?)" im Denkzettel war herrlich Smile

Liebe Grüße

Modesty
Hallo Modesty,

vielen herzlichen Dank. Smile

Ich nehme mich viel zu gern selbst auf die Schüppe, um nicht noch mehr Geschichten zu schreiben. Das macht mir einfach Spaß.

Und wenn ich merke, daß sie auch anderen Spaß bringen, mache ich es um so lieber. Hacker

Liebe Grüße

Susie
Hallo Susie, auch ich wollte dir für die nette Geschichte danken. Hab mich irgendwie wiedererkannt, zumal wir beide fast die identischen Rätsel gelöst haben und somit wohl dieselben Stärken (aber wohl auch dieselben Schwächen) aufweisen. Und leider hat es bei uns beiden mit der Quali nicht ganz geklappt. Ich drücke dir für nächstes Jahr ganz dicke die Daumen.